T H E O T H E R D A Y
LIFE IN PHOTOGRAPHS: BALI
Yogaparadies, irgendwie muss man hin, wenn man mitreden will, Quinoa, Açai, Chia, das allseits gut klingende Wort “Consciousness”, surfen, baden, Sonnenbrand, Sonnenuntergang, besser hoher Lichtschutzfaktor, endlose Strände, die Weite des Meeres, Reisfelder, Tempel, Tuk Tuks, Märkte, Moped, Spa, Massage, Palme, Strand, Sommer, Sonne, Sonnenschein.
So oder so ähnlich geht es in meinem Kopf vor, bevor ich meine Reise nach Bali antrete. 11 Stunden Flug, Zwischenstopp in Doha, ein bisschen essen, ein bisschen lesen, viel schlafen – ich bin da. „Schwül“, denke ich als ich ankomme, werde aber direkt von einem äußerst zuvorkommenden Taxifahrer aus meinen Gedanken gerissen: „Hello, Miss“, ein breit grinsender Mann macht eine einladende Geste. Ich steige ins Taxi. Wir fahren los. Es ist schon fast dunkel, so richtig viel sehen kann ich nicht mehr. Hören dafür aber umso mehr. „Ganz schön laut.“ Gedanken einer müden Touristin. Im Halbschlaf komme ich vier Stunden später im Hotel an. „Ganz schön weit.“ Gedanken einer irritierten Touristin, die nicht damit gerechnet hatte für 80 Kilometer so lange zu brauchen. Man merke: dies ist nicht Europa. Ich steige aus. Blicke mich um: „Ganz schön schön.“ Gedanken einer zufriedenen Touristin, die sich über die hübsche Hotelanlage freut.
Morgen Numero 1. Schwül. Diese Vokabel wird mich für die kommenden 15 Tage nicht verlassen. Hotel? Immer noch schön. Strand? Hhhmm, irgendwie nicht so schön. So felsig und so wenig feiner Sand und dann auch noch so dunkel. „Aber jetzt wollen wir nicht gleich das Meckern beginnen“, stoppe ich den Kritiker in mir. Ich bin im felsigen Norden der Insel gelandet und da bleibt ein felsiger Strand wohl kaum aus. Klingt überzeugend. Alles andere, was ich die nächsten Tage entdecke klingt im Prospekt allerdings überzeugender: Ja, der Norden ist ruhig. Ja, er ist verlassen. Ja, er ist weniger touristisch. Ja, er ist ursprünglicher. Charmant geht aber irgendwie anders. Und da haben wir ihn wieder: den Kritiker. „Aber etwas recht hat er“, gestehe ich mir selbst ein und entschließe mich kurzerhand den Süden der Insel zu erkunden. „Irgendwas in Richtung Canggu, Seminyak, Ubud, Nusa Dua“, denke ich. Diese Schlagwörter kenne ich nämlich von Erzählungen aus Deutschland. Ok. Na gut. Dann also doch touri.
Erste Station ist Ubud. Es regnet. Aber ich mache es mir gemütlich im Café. Leckere zuckerfreie Schokolade bleibt mir zuerst am Gaumen und bis heute im Kopf hängen. Die Tour geht weiter. Die Wahl fällt auf Canggu. Das ultimative Surferparadies. Doch, ich kann die Schwärmerei von dem ein oder anderen verstehen. Und vor allem haben sie es hier verstanden nicht alles mit Betonklötzen vollzuhauen. Consciousness halt. Einen kurzen Abstecher nach Seminyak möchte ich mir aber doch noch gönnen. Liegt ungefähr eine halbe Stunde von Canggu entfernt. Also rauf aufs Moped und rein in den Wahnsinn. Der Fahrstiel der Balinesen ist, wie soll ich sagen, gewagt. Links, rechts, geradeaus, rechts, links und plumps – ich stehe in Seminyak. Ich schaue nach links, rechts, geradeaus und plumps – bin ich auch schon wieder weg. War mir irgendwie zu laut. Aber für alle Bali-Gespräche zu Hause kann ich sagen: Ich war da.
Und so verhält es sich auch mit meinem Fazit über die gesamte Insel. Ich war da. Ich habe es gesehen. Ob ich wiederkomme? Kein Muss, aber nicht ausgeschlossen. So eine Insel hat es ja auch nicht einfach: hoch angepriesen, gelobt, beklatscht, bewundert. Da ist die Erwartung natürlich nicht gering. Und zugegebenermaßen – ein kleinwenig schön fand ich es schon. Vor allem diese Fröhlichkeit der Balinesen. Die lässt mein Herz noch bis heute höher hüpfen.
Words and Photography Nike Martens
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